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ES GEHT WIEDER LOS …Innovationen auf der Freiburger Kulturbörse

Vom 20. bis zum 22. Januar gehen in Freiburg wieder die Bühnenlichter an. Die Internationale Kulturbörse (IKF) als größte Fachmesse im deutschsprachigen Raum für Bühnenproduktionen, Musik und Events lädt nach einem Jahr konstruktiver Pause Veranstaltende und Publikum zu Begegnungen und Dialog mit darstellender Kunst, Musik- und Tanzperformances sowie Theater im öffentlichen Raum ein. Veranstalter, Agenten, [...]

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IKF 2025
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Vom 20. bis zum 22. Januar gehen in Freiburg wieder die Bühnenlichter an. Die Internationale Kulturbörse (IKF) als größte Fachmesse im deutschsprachigen Raum für Bühnenproduktionen, Musik und Events lädt nach einem Jahr konstruktiver Pause Veranstaltende und Publikum zu Begegnungen und Dialog mit darstellender Kunst, Musik- und Tanzperformances sowie Theater im öffentlichen Raum ein. Veranstalter, Agenten, Eventfachleute, Festivalmacher und Produzenten sichten Live-Ausschnitte aus aktuellen Programmen. Auf über 6.000 m2 präsentieren sich zusätzlich zahlreiche Aussteller in der Ausstellungshalle, vermarkten ihre Künstler und informieren über die neuesten Trends und Entwicklungen aus der Kulturbranche. Ein vielseitiges Rahmenprogramm rundet das kulturelle Angebot der IKF an den drei Tagen ab.

Veranstalter, Agenten, Eventfachleute, Festivalmacher und Produzenten sichten Live-Ausschnitte aus aktuellen Programmen. Auf über 6.000 m2 präsentieren sich zusätzlich zahlreiche Aussteller in der Ausstellungshalle, vermarkten ihre Künstler und informieren über die neuesten Trends und Entwicklungen aus der Kulturbranche. Ein vielseitiges Rahmenprogramm rundet das kulturelle Angebot der IKF an den drei Tagen ab. Aber auch Kontakte und Kommunikation werden bei der Börse großgeschrieben. »Die persönliche Begegnung war und ist der Grund, warum wir Events veranstalten. Der unbestritten hohe Stellenwert von Live-Kommunikation ist die Grundlage bei all unseren Entscheidungen«, sagten zwei Organisationsköpfe der IKF, Hanna Böhme und Karola Mohr, schon Anfang des Jahres im showcases-Magazin.

»Delusional – I killed a man« ist eine zeitgenössische Zirkus-Soloshow

Das interessierte Publikum kann erneut die Vielfarbigkeit von Kultur und Kunst genießen. »Es ist wunderbar, sich auch in diesem Jahr wieder auf eine enorme Bandbreite an künstlerischem Ausdruck freuen zu können«, sagt Mohr.

IN DIESEM JAHR GEHT DIE »FREIBURGER LEITER« AN DIANA SALLES

Bislang wurde für die »Freiburger Leiter« als Kulturpreis der Börse jedes Jahr ein Gewinner pro Sparte durch das Publikum gewählt. Ab diesem Jahr ist das anders: »Wir möchten den Preis durch Exklusivität aufwerten«, sagt Karola Mohr, Kulturmanagerin, Bookerin und jetzt Leitung der IKF. »Für das Jahr 2025 wird er in der Sparte Zeitgenössischer Zirkus vergeben.« Mit ihr gemeinsam hat ihn Carolin Hensle-Lippold ausgewählt, Diplom-Kulturpädagogin, Projektbüro Neuer Zirkus Ruhr und Jury-Mitglied IKF-Bereich Darstellende Kunst.

Folglich ist Diana Salles die einzige Gewinnerin für 2025 mit ihrer Produktion »Delusional – I killed a man«. Die Produktion wird im Rahmen der Abendveranstaltung am Montag, dem 20. Januar 2025, auf der IKF vorgestellt. Zusätzlich zur Preisskulptur »Freiburger Leiter« erhält die Preisträgerin ein Preisgeld von 1.000 Euro sowie Einladungen zur Internationalen Kulturbörse Freiburg und zur Schweizer Künstlerbörse in Thun.

»Mit ihrem ersten abendfüllenden Solodebüt »Delusional – I killed a man« bringt die brasilianische Künstlerin Diana Salles eine zutiefst bewegende und persönliche Erzählung auf die Bühne, die auch international noch selten im Zirkus thematisiert wird«, heißt es in der Begründung der Jury. Dabei kombiniere sie multidisziplinär Luftakrobatik mit Tanz, Gesang und Körpertheater und füge diese eindrucksvoll zu einer vielschichtigen Geschichte über Selbstfindung, Verwandlung und Wiedergeburt zusammen. Die Jury sagt: »Die Inszenierung besticht durch Originalität, Tiefe und Authentizität der Erzählung sowie höchstes künstlerisches Niveau in der Ausführung. Diana Salles ist eine mutige und herausragende Künstlerin, die für Ihr Genre zukunftsweisend ist.«

»Delusional – I killed a man« ist eine zeitgenössische Zirkus-Soloshow, die sich auf die Reise einer Transfrau begibt. Die Show erforscht das quälende Gefühl, sein früheres Selbst ermordet zu haben, eine häufige Erfahrung für viele Transfrauen, wenn sie ihr zugewiesenes Geschlecht hinter sich lassen. Durch ein multidisziplinäres Repertoire aus Zirkusdisziplinen wie Luftakrobatik, Tanz, Gesang und Körpertheater lädt Diana Salles ein, über die körperliche und emotionale Stärke nachzudenken, die es braucht, um die eigene tiefste Wahrheit zu ehren. Unter der Regie von Firenza Guidi wird die Verbindung zwischen Tod und Wiedergeburt aufgezeigt. Eine Auszeichnung, die Diana Salles bereits erhalten hat – sie ist die Gewinnerin »Best of Fringe Internationaler Stipendienpreis – Amsterdam Fringe Festival 2023«.

VIER SPANNENDE ACTS FÜR DEN ÖFFENTLICHEN RAUM

Acts aus den Kategorien »Darstellende Kunst« und »Musik« hatten wir bereits in der showcases-Ausgabe 4-2024 vorgestellt. Aus der Fülle des Programms der IKF stellen wir vier Showacts aus der neuen Sparte »Theater im öffentlichen Raum« vor. Bis heute werde in diesem Kontext immer wieder von »Straßentheater« gesprochen, kritisiert Karola Mohr. »Ein Begriff, der zwangsläufig das Bild des Jongleurs oder des Musikers an einer Straßenecke vor das innere Auge holt, dabei haben sich die Künstler:innen längst viel mehr öffentliche Bühnen erobert und bespielen alle Räume, die frei zugänglich sind. Dabei haben sie in ihren Ausdrucksmöglichkeiten eine regelrechte Vielfalt erreicht.« Längst überschreiten sie die Grenzen der ursprünglich abgegrenzten Sparte. Gesang mischt sich zu Akrobatik, Pantomime zu Musik, Theater zu Varieté.

»Brick« von Samuel Bey ist ein Indoor-Theaterstück, das dennoch öffentlich gespielt werden kann.

»Brick« ist eine wortlose Performance, die sich um einen wörtlichen und figurativen Grundstein unserer Gesellschaft dreht: den Ziegelstein – Ton-rot, leicht staubig, solide, aber dennoch zerbrechlich. Und zudem: voller Doppeldeutigkeit. Zum Beispiel als Symbol für ein Zuhause: Ein Ziegel gilt als Archetyp für den Drang eines Menschen, sich ein Haus zu bauen.

IKF 2025

»Delusional – I killed a man« ist eine zeitgenössische Zirkus-Soloshow

Als Mittdreißiger setzt sich der Künstler Samuel Bey, der Schöpfer von »Brick«, mit dem von ihm empfundenen Druck auseinander, diese gesellschaftliche Erwartung zu erfüllen. In seinem Stück überprüft er, ob »erfolgreiches« Leben gleichbedeutend ist mit dem Fakt, ein Haus zu besitzen oder gar zu bauen. Bey kreiert in dieser Suche Neues, baut anders, reißt wieder ab, setzt sich körperlich wie mental mit den Ziegeln auseinander und setzt seinen Körper schließlich als Gegenpol, er opponiert. Er lässt die Steine zu einer Art Totem werden. Er kreiert Gewirr und entkommt diesem selbstgeschaffenen Chaos am Ende nur mit Anstrengung. »Brick« ist nicht nur Idee, sondern zugleich solides Handwerk, in dem sich Bey als virtuoser Konstrukteur erweist: haptisch wie mental. Als gesellschaftlicher »Wadenbeißer« berührt und durchkreuzt er immer wieder bis dato anerkannte Grundgesetze und Grenzen von Zirkus-Performance. Themen wie mentale Gesundheit und künstlerische Selbstentwicklung kombiniert Bey mit Fragen nach modernen Status-Symbolen. Was »Brick« aufbaut, bricht möglicherweise wieder zusammen. Durch das Stück zieht sich die Spannung zwischen Aufleuchten und Schwanken des Künstlers.

Funky Monkeys »Stück für Stück«

»Stück für Stück« ist ein 60-minütiges Bühnenprogramm, das die Disziplinen zeitgenössischer Zirkus und urbaner Tanz spielerisch miteinander verbindet und dadurch Neues schafft. Während die akrobatischen und komischen Elemente des Zirkus die Unterhaltung eines breiten Publikums garantieren, fügt ihnen der urbane und zeitgenössische Tanz eine choreografische Komponente hinzu, die Geschichten mit sozial relevanten Themen erzählt. Stichworte dabei sind zum Beispiel die rassistische Stigmatisierung, Mobbing und Geschlechterfragen.

Das Stück wurde am 14. und 15. Juli 2022 in der Ufa-Fabrik in Berlin uraufgeführt, wo es großen Anklang fand. Diese interdisziplinäre Kunstform lohnt genaues buchstäbliches Hinschauen. Regie führt Philipp Boë.

The Funky Monkeys wurde 2015 gegründet. Toan Le, Ferenc Heinrich und Milu Chuh besuchten gemeinsam die Staatliche Artistenschule Berlin.

Sie gewannen zahlreiche Preise auf internationalen Zirkusfestivals (u. a. Silber in Monte Carlo) und arbeiteten überwiegend in der Unterhaltungsbranche, bevor sie neue künstlerische Wege suchten, jenseits herkömmlicher Normen in der Varieté-Welt. Mit Emanuele Bodo und Ece Bodo-Cinar gründeten und leiteten sie von 2018 bis 2022 das Trybe Dance Studio« eine Tanzschule für urbanen und zeitgenössischen Tanz in Berlin. 2021 erhielt die Company die Rechercheförderung vom Fonds Darstellende Künste zum Thema Hip-Hop & Zirkus. 2022 wurden sie zusätzlich vom Dachverband Tanz Deutschland und dem Nationalen Performance Netz gefördert« um die Schnittstellen Tanz und Zirkus sowohl inhaltlich als auch strukturell mit einer interdisziplinären Bühnenproduktion weiter auszubauen.

LaPoesia: Andiamo

Einem alten Wandertheater gleich geht La Poesia mit einem Zirkuswagen auf Reisen. Die neueste Produktion »Andiamo« von LaPoesia nimmt die Zuschauenden mit in die Welt des fahrenden Volkes: immer in Bewegung« miteinander spielend und experimentierend. Entstanden ist es aus einem Um- und Neudenken der bestehenden Kulturformate« der notwendigen Umorientierung während der Pandemie – und der Liebe zur »feinen« Kunst. Katharina Witerzens aus Celle schafft mit diesem Konzept der lebendigen Kultur neue Spielräume. Kern dieses Projekts ist ein nostalgisch gestalteter Zirkuswagen« der zur attraktiven und mobilen Theaterkulisse wird. Alle Orte sind plötzlich erreichbar.

»Junger Mann zum Mitreisen gesucht« steht als Aufruf am Familien-Zirkuswagen. Und tatsächlich hat diese ungewöhnliche Annonce Erfolg: Der gewünschte junge Mann steigt zu und damit beginnt ein übermütiges Spiel mit dem talentierten« etwas gewöhnungsbedürftigen neuen Mitreisenden. Die Künstlerinnen erzählen ihre Geschichten mit Leidenschaft und unter voller Ausschöpfung ihrer akrobatischen Kunst: Bälle fliegen« Musikanten schweben« und Stühle zeigen bemerkenswertes Eigenleben.

IKF 2025

Kreativ, unterhaltsam und mit wenigen Worte beschert LaPoesia seinem Publikum verzaubernde Momente. Fünf Künstlerinnen erobern lustvoll die Bühne, veranstalten ein unglaubliches Chaos, spielen mit der Schwerkraft, amüsieren mit feinem Humor, begeistern mit mitreißenden Klängen

Kreativ, unterhaltsam und mit wenigen Worte beschert LaPoesia seinem Publikum verzaubernde Momente. Fünf Künstlerinnen erobern lustvoll die Bühne, veranstalten ein unglaubliches Chaos, spielen mit der Schwerkraft, amüsieren mit feinem Humor, begeistern mit mitreißenden Klängen. Sie streiten wie die Kesselflicker und am Ende steht Versöhnung. »Andiamo« ist ein hinreißendes Spektakel für alle Sinne, das über alle Sprach- und Kulturgrenzen hinweg verstanden wird und sowohl junge wie ältere Menschen anspricht.

Calvos

Die britischen Kontaktjongleure agieren als Top-Künstler ihres Genres, Calvos ist eine elegante Walk-Nummer. Jonglage kombinieren sie mit statuenhaftem Stelzenlaufen und Kostümen, die in eine Märchenwelt entführen. Man spielt mit dem Scheinbaren: Glasbälle schweben, tanzen und gleiten offensichtlich wie von Zauberhand in der Luft, übergroße Figuren frieren ein und erstarren. Dazu gesellt sich subtile Klangmalerei als akustische Kulisse. Calvos setzt bei allem auch auf Synchronizität, um die von ihnen im Moment beschworene Traumwelt noch zu verstärken.

Sie arbeiten seit mehr als zehn Jahren zusammen und haben die halbe Eventwelt bereist. Gebucht werden können Calvos entweder als Stelzenläufer oder als Bodenjongleure oder in Kombination von beidem.

Wie 2025 wird auch 2026 das Motto der Internationalen Kulturbörse Freiburg »Culture Connects People« wieder lebendig werden. Und zwar vom 26. bis 28. Januar 2026.

VON JUTTA SCHREIBER-LENZ


Die komplette showcases-Ausgabe findest du hier: https://www.yumpu.com/de/document/read/70739503/fokus-eventlocations-i-showcases-2025-01

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Kerstin Meisner-Schaul

Kerstin Meisner-Schaul

Herausgeberin, Chefredaktion. Netzwerkerin der Eventbranche mit absoluter Leidenschaft für Live-Kommunikation.

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