Seit ihrer Gründung im Jahr 1386 ist die Universität Heidelberg die erste und älteste Universität Deutschlands. Sie hat in ihrer Geschichte führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler angezogen, unter anderem Robert Bunsen, Hermann von Helmholtz, Max Weber oder Hannah Arendt. Universitäten sind, auch wenn es zuerst um Gott und Kaiser ging, Orte der Exzellenz. Das waren die deutschen Unis vor allem vor den Nazis, vor denen viele Top-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler fliehen mussten. Albert Einstein war nur der berühmteste von allen. Englische und amerikanische Universitäten profitierten von diesem Exodus.
Heute sind die deutschen Akademien international, offen und breit aufgestellt. Seit 20 Jahren ist es möglich, Event- beziehungsweise eventnahe Studiengänge zu besuchen. In Rotterdam lässt sich sogar Zirkus studieren und in Dortmund ist die wahrscheinlich zukunftsgewandteste Akademie, die für Digitalität und Theater 2019 vom damaligen Intendanten des Dortmunder Theaters, Kay Voges, gegründet worden.
TECHNISCHE UNIVERSITÄT CHEMNITZ
CHEMNITZ
Cornelia Zanger ist eine Marke im Eventbusiness. Vor zwanzig Jahren setzte sie einen Meilenstein für die deutsche Eventbranche.

2005 startete der Studiengang MBA Eventmarketing/Live-Kommunikation, der erste universitäre Masterstudiengang, der sich explizit an Fachkräfte aus der Welt der Veranstaltungen, Messen und Live-Kommunikation richtet. Seitdem gilt er als feste Größe in einer Branche, die sich kontinuierlich entwickelt und zunehmend akademisches Know-how verlangt.
Der MBA ist auf vier Semester ausgelegt und führt zum Abschluss »Master of Business Administration (MBA)«. Mit einer bewusst begrenzten Kapazität von maximal 25 Studierenden pro Jahrgang setzt das Programm auf intensives Lernen in Kleingruppen.Dieses Konzept scheint gut aufzugehen: Rund 500 Absolventinnen und Absolventen haben den Studiengang inzwischen durchlaufen. Viele von ihnen sind heute in leitenden Positionen.
2015 folgte eine nächste akademische Weichenstellung in Chemnitz. Mit dem »Bachelor of Science (B.Sc.) Event- und Online-Marketing« wurde ein Fernstudiengang geschaffen, der grundlegende Kompetenzen für Nachwuchskräfte vermittelt. Damit flankiert der Bachelor den etablierten MBA und eröffnet einen strukturierten Ausbildungsweg vom Einstieg bis zum Managementniveau.
Die Studieninhalte orientieren sich eng an den Anforderungen eines Sektors, der Kreativität ebenso fordert wie strategisches Denken. Studierende lernen, Events konzeptionell zu entwickeln, operativ zu planen und digital zu begleiten – inklusive der Anwendung moderner Tools und KI-gestützter Lösungen. Praxisnahe Fallstudien und reale Projektaufgaben sollen den Übergang in das Berufsleben erleichtern.
Die Schlüsselfigur in der ostdeutschen Unistadt ist Cornelia Zanger für die ganze Eventbranche. Sie entwickelte den Studiengang und begleitet ihn seit 2005 als Studiengangsleiterin. Bis heute arbeitet sie an der inhaltlichen Weiterentwicklung und hat maßgeblich dazu beigetragen, Eventmanagement an der Universität als ernstzunehmende Disziplin zu etablieren. Und sie hat die universitäre Eventforschung begründet.
CODARTS
ROTTERDAM
Die Kunsthochschule Codarts wurde ursprünglich im Jahr 1930 als Musikakademie gegründet und hat ihren Sitz in Rotterdam. Sie zählt heute zu den bedeutendsten Ausbildungsstätten für Musik, Tanz und Zirkuskunst in den Niederlanden und gilt als die größte Musikhochschule des Landes mit insgesamt 1.000 Studierenden. Die Zirkusabteilung, die seit 2006 besteht, befindet sich in einem umgebauten Lagerhaus im Rotterdamer Hafenviertel.

Hier absolvieren die Studierenden ein vierjähriges Bachelorprogramm, das sämtliche Disziplinen der Zirkuskunst umfasst – von Akrobatik und Trapezarbeit bis hin zur Jonglage.
Neben einem breiten Grundstudium wählen die Studierenden ein persönliches Spezialgebiet, in dem sie ihre individuellen künstlerischen Schwerpunkte vertiefen. Elemente aus Theater, Tanz und Musik werden dabei eng in die Zirkusausbildung integriert. Der Zirkusstudiengang hat jährlich rund 15 Absolvent:innen. Die Hochschule beteiligt sich am europäischen Erasmusprogramm, das Studierenden einen Auslandsaufenthalt ermöglicht. Codarts ist in der Tat stark international ausgerichtet. Rund die Hälfte der Studierenden kommt aus dem Ausland. Voraussetzung für die Aufnahme ist die Fachhochschulreife, entscheidend ist jedoch das Bestehen einer Audition, die jedes Jahr im April stattfindet und an der kostenlos teilgenommen werden kann. Fachleute loben Codarts besonders für den innovativen und experimentellen Ansatz im Stil des Cirque Nouveau sowie für die hohe Qualität des Lehrpersonals. Den Vorsitz der Zirkusabteilung hat Anna Beentjes inne.
DUALE HOCHSCHULE BADEN-WÜRTTEMBERG (DHBW)
HEILBRONN
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Heilbronn zählt trotz ihrer Nähe zu Heidelberg zu den jüngeren Hochschulstandorten. Seit ihrer Gründung im Jahr 2009 hat sie sich zu einer wichtigen Bildungsinstitution für betriebswirtschaftliche, handelsnahe und dienstleistungsorientierte Studiengänge entwickelt. Besonders ist dabei der Studiengang »BWL – Food Management«, der bundesweit bedeutend ist. Vor allem, wenn man den Doyen des Eventcaterings, Georg W. Broich, fragt. Er hält ihn für wichtig, wenn es um Leitungspositionen im Eventcatering geht. Der Studiengang »Food Management« verbindet betriebswirtschaftliche Inhalte mit spezifischem Wissen über die Lebensmittel- und Getränkewirtschaft. Dabei ist Probieren natürlich Pflicht. Das Studium dauert insgesamt drei Jahre und schließt mit dem Bachelor of Arts ab. Mit rund 350 Studierenden gehört der Studiengang zu den größeren Fachbereichen an der DHBW Heilbronn. Die Studienziele sind klar definiert. Absolventinnen und Absolventen sollen als Fach- und Führungskräfte in der Food-&-Beverage-Branche qualifiziert werden. Durch die duale Struktur – eine enge Verzahnung von Theorie an der Hochschule und Praxis in Unternehmen – werden die Studierenden früh auf reale Herausforderungen in Sachen Lebensmittel vorbereitet.
Prof. Dr. Carsten Leo Demming übernahm im Oktober 2025 das Amt des Studiendekans für den Studiengang Food Management.

AKADEMIE FÜR THEATER UND DIGITALITÄT
DORTMUND
Das Theater Dortmund steht dafür, die ästhetischen und technischen Konsequenzen der Digitalisierung für die darstellenden Künste auszuloten. 2019 wurde dafür die Akademie für Theater und Digitalität gegründet. Zunächst war sie in einer provisorischen Werkstatt des Hauses untergebracht. Seit dem vergangenen Jahr befindet sie sich nun in einem Neubau mitten im entstehenden Digitalquartier am Dortmunder Hafen. Der Bau, ausgestattet mit modernster Technik, von Motion-Capturing-Systemen bis zu XR- und KI-Anwendungen, versteht sich als Forschungsstätte für neue inszenatorische Formen.
Die Akademie verfolgt seit ihrer Gründung die Idee, einen Studiengang zu entwickeln, der künstlerische Praxis und digitale Technologien in einem akademischen Rahmen zusammenführt. Gemeinsam mit der Fachhochschule Dortmund entstand daraus ein Masterprogramm, das in seiner Ausrichtung bundesweit ohne Vorbild ist. Der Studiengang »Theater and Digitality« startete zum Sommersemester 2024 mit einem ersten Jahrgang und wird vollständig in englischer Sprache angeboten. Die Bewerbungsphase für 2026 läuft indessen.
Der dreisemestrige Studiengang schließt mit dem Titel »Master of Arts (M.A.) Theater and Digitality« ab und richtet sich ausdrücklich an internationale und interdisziplinär arbeitende Studierende. Elf Bewerberinnen und Bewerber wurden nach einem mehrstufigen Verfahren in den ersten Jahrgang aufgenommen. Sie kommen aus künstlerischen wie technischen Disziplinen.
Im Unterschied zu Studiengängen aus den Bereichen Mediendesign, digitale Künste oder Bühnentechnik verbindet das Dortmunder Modell die künstlerische Forschung unmittelbar mit Informatik und angewandter Technologieentwicklung.

Ziel ist es, ästhetische und technische Kompetenzen nicht länger getrennt zu denken. Stattdessen sollen Teams entstehen, die gemeinsam an neuen Produktionsformen, hybriden Räumen und digitalen Ausdrucksmöglichkeiten arbeiten – einer Praxis, die sich nicht mehr allein an der analogen Bühne orientiert. Die Akademie für Theater und Digitalität wird seit ihrer Eröffnung von Direktor Marcus Lobbes geleitet.
1. MODERATIONSAKADEMIE FÜR MEDIEN + WIRTSCHAFT CARMEN THOMAS
KÖLN
Dass Moderation weit über Bühnenpr.senz und Schlagfertigkeit hinausreicht, bringt einem die »1. ModerationsAkademie für Medien + Wirtschaft Carmen Thomas« bei, die seit mehr als einem Vierteljahrhundert ihre Studierenden ausbildet. Gegründet 1998 in Köln, gilt sie als die erste Einrichtung im deutschsprachigen Raum, die sich systematisch mit den Grundlagen einer respektvollen Moderation befasst.
Gründerin ist die Rundfunklegende Carmen Thomas, die mit ihrer Sendung »Hallo Ü-Wagen« Maßstäbe in der Publikumsbeteiligung setzte und über Stunden live moderierte. Seit ihrem Ausscheiden aus den Sendern unterrichtet sie und gibt ihr umfangreiches Wissen weiter.

Bereits 2001 startete das berufsbegleitende Weiterbildungsprogramm »Moderation«. Das Basisstudium umfasst 50 Tage, verteilt auf praxisorientierte Module innerhalb eines Jahres. Absolventinnen und Absolventen schließen mit dem Zertifikat »Profi-Moderation und Mediation für Medien, Wirtschaft + Gesellschaft« ab.
Ergänzend werden spezialisierte Einzel- und Gruppencoachings angeboten, etwa zu Mitmach-Formaten, Konfliktmoderation oder Innovationskommunikation.
Pro Jahrgang nehmen rund 15 bis 20 Personen an der Ausbildung teil. Insgesamt haben seit der Gründung mehr als 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Programme durchlaufen – darunter zahlreiche bekannte Stimmen und Gesichter aus Rundfunk, Fernsehen, Wirtschaft und Wissenschaft.
Im Zentrum aller Programme steht das Ziel, Menschen zu befähigen, Gespräche, Teams und Gruppen »klar, klug und wertschätzend« zu leiten – jenseits von Machtgesten und jenseits des gewohnten Mainstreams. Stimme, Haltung und methodische Vielfalt sollen sich zu einer professionellen, selbstreflektierten Kommunikationspraxis verbinden. Thomas hat dafür 16 Schritte entwickelt. Was als Pionierprojekt begann, ist heute ein Ausbildungsmodell, das zeigt, wie komplex Moderation sein kann, wenn sie nicht nur Informationen transportiert, sondern Menschen bewegt.
Nicht immer hat man die Gelegenheit dazu – wie im Fall der Moderationslegende Carmen Thomas an ihrer Moderationsakademie.
Von den Altmeisterinnen und Altmeistern zu lernen, heißt, von den Besten zu lernen.
Neben Skills werden Analysefähigkeiten im Studium vermittelt, die man schwerlich als Autodidakt erwerben kann. Es ist gut, dass sich die Hochschullandschaft so vielfältig entwickelt und reichlich Chancen für zukünftige Kreativität eröffnet hat.
Pionierinnen wie Carmen Thomas oder Cornelia Zanger haben dabei wichtige Epochen geprägt. Aber auch künstlerische Studiengänge wie in Dortmund oder Rotterdam bieten große Chancen für einen Einstieg in eine fundierte Karriere. Mit dem Studium Food Management bietet sich sogar die Chance für angehende Führungskräfte im Eventcatering, akademische Luft zu schnuppern und die wissenschaftlichen Grundlagen für einen Beruf zu schaffen, der vorher kaum definiert war.

Studieren geht halt tatsächlich über Probieren. Wobei die Praxis in heutigen Studiengängen längst eingezogen ist und die fundierte Theorie entsprechend ergänzt.
Die komplette showcases-Ausgabe findest du hier: https://www.yumpu.com/de/document/read/70880412/fokus-human-resources-i-showcases-2026-01

Kerstin Meisner-Schaul
Herausgeberin, Chefredaktion. Netzwerkerin der Eventbranche mit absoluter Leidenschaft für Live-Kommunikation.
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